Was ist Mobbing?
Mobbing
Von Mobbing spricht man, wenn Folgendes gilt:
Kennzeichen
- Ein Konflikt hat sich verfestigt: Dies bedeutet, dass es in einer Situation einen anhaltenden und oft unausweichlichen Konflikt gibt. Ein Beispiel dafür wäre, wenn in einer Schulklasse ein Schüler über einen längeren Zeitraum hinweg wiederholt von seinen Mitschülern verspottet wird, ohne dass der Konflikt beigelegt wird. Dieser Schüler fühlt sich permanent in einem Konflikt gefangen.
- Von zwei Konfliktparteien ist eine in die Unterlegenheit geraten: Hierbei befindet sich eine der beiden Konfliktparteien in einer unterlegenen Position, was bedeutet, dass sie möglicherweise weniger Macht oder Ressourcen hat als die andere Partei. Ein Beispiel hierfür wäre, wenn ein Mitarbeiter am Arbeitsplatz aufgrund seiner schüchternen Persönlichkeit von seinen Kollegen häufig ignoriert wird und daher in einer unterlegenen Position ist.
- Häufige und lang anhaltende Angriffe oder Drangsalierungen: Mobbing beinhaltet wiederholte und anhaltende Angriffe oder Schikanen gegen eine Person über einen längeren Zeitraum hinweg. Ein Beispiel hierfür könnte ein Fall sein, in dem ein Schüler über Monate hinweg täglich von denselben Mitschülern beleidigt und bedroht wird.
- Diese Person hat kaum die Möglichkeit, sich aus eigener Kraft aus ihrer Situation zu befreien: Das bedeutet, dass die betroffene Person oft nur begrenzte Möglichkeiten hat, sich selbst aus der belastenden Situation zu befreien. Ein Beispiel dafür wäre, wenn ein Angestellter von seinem Vorgesetzten schikaniert wird, aber aufgrund finanzieller Abhängigkeit oder fehlender Alternativen seinen Arbeitsplatz nicht wechseln kann.
Beispiel, auf das die Definition von Mobbing nicht zutrifft:
Angenommen, zwei Schüler in einer Klasse haben gelegentlich Meinungsverschiedenheiten oder Konflikte, die sich jedoch nicht verfestigen und nicht zu wiederholten Angriffen führen. Diese Konflikte entstehen und vergehen, ohne dass eine der beiden Parteien in einer unterlegenen Position ist oder anhaltende Belästigungen auftreten. In diesem Fall handelt es sich nicht um Mobbing, da keines der oben genannten Kennzeichen erfüllt ist. Die Konflikte sind Teil des normalen sozialen Interaktionsprozesses und entwickeln sich nicht zu einer schädlichen und anhaltenden Situation für eine der beteiligten Parteien.
Gesundheitliche Schäden
Mobbing macht Stress
Mobbing kann erheblichen Stress verursachen, da es negative Emotionen, soziale Isolation, Unsicherheit, Hilflosigkeit, gesundheitliche Probleme und chronische Stressreaktionen hervorrufen kann.
Mobbing hat – manchmal lebenslange – gesundheitliche Beschwerden zur Folge:
Mobbing kann eine Vielzahl von gesundheitlichen Problemen verursachen, sowohl auf physischer als auch auf psychischer Ebene. Hier ist, wie Mobbing diese gesundheitlichen Probleme auslösen kann:
- Kopfschmerzen: Die anhaltende Belastung und der emotionale Stress, die durch Mobbing verursacht werden, können zu Verspannungen im Nacken und den Schultern führen. Diese Muskelverspannungen können Kopfschmerzen, insbesondere Spannungskopfschmerzen, auslösen.
- Magenbeschwerden: Mobbing kann zu erhöhtem Stress führen, der die normale Funktion des Magen-Darm-Trakts beeinflusst. Dies kann Magenprobleme wie Magenschmerzen, Übelkeit, Verdauungsstörungen und Sodbrennen verursachen. Der anhaltende Stress kann auch die Schleimhaut des Magens beeinträchtigen und Magengeschwüre verursachen.
- Schlafstörungen: Mobbing führt zu anhaltendem Stress und psychischer Belastung, was wiederum Schlafstörungen wie Schlaflosigkeit, Albträume und nächtliches Erwachen hervorrufen kann. Die ständige Angst vor den nächsten Schikanen oder Angriffen kann den Schlaf erheblich beeinträchtigen und zu chronischer Schlaflosigkeit führen.
- Allgemeine Störungen des vegetativen Nervensystems: Der anhaltende psychische Stress, der durch Mobbing verursacht wird, kann das vegetative Nervensystem aus dem Gleichgewicht bringen. Dies kann zu körperlichen Symptomen führen, darunter Herzrasen, erhöhter Blutdruck, Schwankungen des Blutzuckerspiegels und gestörte Atmung. Diese Störungen des autonomen Nervensystems sind mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden.
- Traumatische Beschwerden: In einigen Fällen kann Mobbing so extrem und anhaltend sein, dass es zu traumatischen Beschwerden führt. Dies tritt auf, wenn die betroffene Person sich permanent in einer bedrohlichen oder ausweglosen Lage fühlt. Das Gehirn kann traumatische Erfahrungen nicht angemessen verarbeiten, was zu Symptomen wie Flashbacks, Albträumen, Angstzuständen und posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) führen kann.
Mobbing kann auch langfristige psychische Gesundheitsprobleme wie Depressionen, Angststörungen und Selbstwertprobleme verursachen. Die negativen Auswirkungen von Mobbing erstrecken sich über die Dauer des Mobbingvorfalls hinaus und können das Leben der betroffenen Person in vielerlei Hinsicht beeinflussen.
Formen des Mobbings
Angriffe auf das soziale Ansehen: Angriffe auf das soziale Ansehen zielen darauf ab, das Ansehen oder den Ruf der Zielperson zu beschädigen. Hier sind Beispiele:
- Gerüchte und Verleumdungen: Ein Schüler verbreitet falsche Gerüchte über einen Mitschüler, behauptet beispielsweise, dass er gestohlen hat oder unehrlich ist. Dies führt dazu, dass andere Schüler das Ansehen der Zielperson in Frage stellen.
- Beleidigungen und Spott: In einer Arbeitsumgebung verspotten Kollegen einen Mitarbeiter aufgrund seiner Herkunft oder seines Aussehens. Sie machen sich über ihn lustig und stellen ihn vor anderen als minderwertig dar.
- Angriffe auf die Kommunikation: Bei dieser Form von Mobbing wird die Kommunikation der Zielperson gezielt behindert oder gestört. Hier sind Beispiele:
- Ignorieren und Ausschließen: In einer sozialen Gruppe ignorieren die Mitglieder absichtlich einen bestimmten Teilnehmer und schließen ihn von Gesprächen und Aktivitäten aus. Sie reagieren nicht auf seine Nachrichten oder Anwesenheit.
- Falsche Informationen verbreiten: Am Arbeitsplatz versendet ein Kollege absichtlich falsche Informationen an Kunden oder Vorgesetzte, um die Arbeit eines anderen Kollegen zu sabotieren. Dies führt zu Kommunikationsproblemen und Misstrauen.
- Gewaltandrohung und Gewaltanwendung: Diese Form des Mobbings beinhaltet tatsächliche physische Gewalt oder die Androhung von Gewalt gegen die Zielperson. Hier sind Beispiele:
- Körperliche Übergriffe: In einer Schule wird ein Schüler regelmäßig von einem Mitschüler körperlich angegriffen, geschlagen oder getreten.
- Bedrohungen: Ein Mitarbeiter am Arbeitsplatz erhält wiederholt Drohungen von einem Vorgesetzten oder Kollegen, die besagen, dass ihm körperliche Gewalt angedroht wird, wenn er nicht bestimmte Forderungen erfüllt.
- Angriffe auf die sozialen Beziehungen: Diese Art von Mobbing zielt darauf ab, die sozialen Beziehungen der Zielperson zu stören oder zu zerstören. Hier sind Beispiele:
- Ausgrenzung: In einer Schule schließt eine Gruppe von Schülern einen Mitschüler von sozialen Aktivitäten und Gruppenaktivitäten aus, wodurch er sich isoliert und einsam fühlt.
- Manipulation und Intrigen: Am Arbeitsplatz versucht ein Kollege, die Freundschaften und Beziehungen eines anderen Kollegen zu manipulieren, indem er Gerüchte streut und Intrigen spinnt, um ihn von anderen zu isolieren.
Diese Beispiele veranschaulichen die unterschiedlichen Formen von Mobbing, bei denen es darum geht, die Zielperson psychisch oder physisch zu schädigen, ihr Ansehen zu beschädigen oder ihre sozialen Beziehungen zu stören. Mobbing in all seinen Formen kann schwerwiegende Auswirkungen auf die Opfer haben und erfordert angemessene Maßnahmen zur Prävention und Intervention.
Erscheinungsformen
Direktes, aktives Mobbing:
- Hänseln: Beim direkten, aktiven Mobbing wird die Zielperson direkt und offen verspottet oder belästigt. Dies kann verbal oder körperlich erfolgen. Zum Beispiel könnte ein Schüler einen Mitschüler hänseln, indem er sich über sein Aussehen oder seine Kleidung lustig macht.
- Drohen: Drohungen sind ein weiteres Beispiel für aktives Mobbing. Dabei wird der Zielperson Gewalt angedroht oder es werden Konsequenzen angedroht, falls sie bestimmten Forderungen nicht nachkommt. Ein Beispiel könnte sein, wenn ein Kind droht, einen anderen Schüler zu schlagen, wenn er ihm kein Geld gibt.
- Abwerten: Beim Abwerten wird die Zielperson herabgesetzt oder als minderwertig dargestellt. Dies geschieht oft durch beleidigende Bemerkungen oder abwertende Kommentare. Zum Beispiel könnte ein Mitarbeiter einen Kollegen vor anderen herabsetzen, indem er ihn als unfähig bezeichnet.
- Beschimpfen: Hierbei wird die Zielperson beschimpft oder mit beleidigenden Worten attackiert. Dies kann verbal oder schriftlich erfolgen. Ein Beispiel wäre, wenn ein Schüler einen anderen Schüler beschimpft und beleidigende Nachrichten auf sein Schulbuch schreibt.
- Herabsetzen: Beim Herabsetzen wird die Zielperson systematisch herabgewürdigt oder gedemütigt. Dies kann durch wiederholte Beleidigungen oder öffentliche Demütigungen geschehen. Zum Beispiel könnte ein Vorgesetzter einen Mitarbeiter vor versammelter Belegschaft herabsetzen.
- Bloßstellen: Hierbei wird die Zielperson absichtlich bloßgestellt oder öffentlich gedemütigt. Dies kann vor anderen Personen oder in der Öffentlichkeit geschehen. Zum Beispiel könnte ein Schüler in der Schule vor der gesamten Klasse bloßgestellt werden.
- Schikanieren: Schikanieren umfasst wiederholte und gezielte Handlungen, um die Zielperson zu quälen oder zu schädigen. Dies kann körperliche, verbale oder psychologische Schikane einschließen. Ein Beispiel wäre, wenn ein Kollege einen anderen wiederholt bedroht, beleidigt und sabotiert.
Indirektes, passives Mobbing:
- Ausgrenzen: Beim passiven Mobbing wird die Zielperson ausgegrenzt, indem sie von sozialen Aktivitäten oder Gruppen ausgeschlossen wird. Dies kann dazu führen, dass sich die Zielperson isoliert und einsam fühlt.
- Ruf schädigen: Beim Ruf schädigen versuchen Täter, den Ruf der Zielperson zu beschädigen, indem sie Gerüchte streuen oder falsche Informationen über sie verbreiten. Dies kann zu negativen sozialen Konsequenzen führen.
- Gerüchte verbreiten: Das Verbreiten von Gerüchten beinhaltet das Verbreiten von unwahren oder beleidigenden Informationen über die Zielperson. Dies kann dazu führen, dass andere Vorurteile gegenüber der Zielperson entwickeln, ohne die Fakten zu überprüfen.
- Beschädigen und Wegnehmen von Eigentum: Hierbei handelt es sich um physische Handlungen, bei denen das Eigentum der Zielperson beschädigt oder gestohlen wird. Dies kann zu finanziellen Verlusten und emotionaler Belastung führen.
Diese Erscheinungsformen von Mobbing können schwerwiegende psychologische und soziale Auswirkungen auf die Zielperson haben. Es ist wichtig, Mobbing in jeder Form ernst zu nehmen und angemessene Maßnahmen zur Prävention und Intervention zu ergreifen.
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