Grundlagen und Definition von Körperbehinderungen
Definition und Begriffsklärung
Eine Körperbehinderung liegt vor, wenn ein Mensch infolge einer Schädigung des Stütz- und Bewegungsapparates, einer anderen organischen Schädigung oder einer chronischen Erkrankung in seiner Bewegungsfähigkeit und der Durchführung von Aktivitäten dauerhaft oder zeitweise beeinträchtigt ist, sodass die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft erschwert wird.
Der Begriff „Körperbehinderung“ umfasst sehr unterschiedliche Erscheinungsformen mit verschiedenen Ursachen, Ausprägungen und Auswirkungen auf den Alltag der Betroffenen. Dabei können neben der motorischen Beeinträchtigung auch weitere Funktionen wie Wahrnehmung, Kognition oder Kommunikation betroffen sein.
Häufigkeit und gesellschaftliche Relevanz
In Deutschland leben etwa 1,3 Millionen Menschen mit einer anerkannten Schwerbehinderung aufgrund von Beeinträchtigungen des Stütz- und Bewegungsapparates. Bei Kindern und Jugendlichen liegt die Prävalenz von Körperbehinderungen bei etwa 0,5-1%.
In Schulen nimmt die Bedeutung der inklusiven Beschulung von Schülerinnen und Schülern mit Körperbehinderungen stetig zu. Schulbegleiterinnen und Schulbegleiter spielen dabei eine wichtige Rolle, um die Teilhabe am Bildungssystem zu ermöglichen.
Klassifikation von Körperbehinderungen
Körperbehinderungen können nach verschiedenen Kriterien klassifiziert werden:
Nach Entstehungszeitpunkt:
- Angeborene Körperbehinderungen: Bereits bei der Geburt vorhanden oder im Mutterleib entstanden
- Erworbene Körperbehinderungen: Nach der Geburt durch Unfälle, Erkrankungen oder andere Ereignisse entstanden
Nach betroffenen Körperfunktionen:
- Beeinträchtigungen der Stütz- und Bewegungsfunktionen: z.B. Zerebralparesen, Muskeldystrophien, Fehlbildungen der Extremitäten
- Beeinträchtigungen der Sinnes- und Nervenfunktionen: z.B. Querschnittslähmungen, Multiple Sklerose
- Chronische Erkrankungen mit Auswirkungen auf die Motorik: z.B. Rheuma, Mukoviszidose
Nach Schweregrad:
- Leichte Beeinträchtigungen: Geringe Auswirkungen auf den Alltag, meist keine dauerhaften Hilfsmittel notwendig
- Mittelschwere Beeinträchtigungen: Deutliche Einschränkungen, teilweise Hilfsmittelbedarf
- Schwere Beeinträchtigungen: Erhebliche Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit, dauerhafter Hilfsmittelbedarf
ICF als Rahmenkonzept
Die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) der WHO bietet einen wichtigen Bezugsrahmen für das Verständnis von Körperbehinderungen. Sie betrachtet nicht nur die körperliche Schädigung, sondern auch deren Auswirkungen auf Aktivität und Teilhabe sowie den Einfluss von Umweltfaktoren.
Für die Schulbegleitung ist dieser Ansatz besonders wertvoll, da er verdeutlicht, dass die Beeinträchtigung eines Kindes nicht allein von der körperlichen Schädigung abhängt, sondern maßgeblich davon, wie gut das Umfeld (Schule, Klassenraum, Lehrkräfte, Mitschüler) auf die individuellen Bedürfnisse eingestellt ist.
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