Grundlagen der Intelligenz
1. Definition von Intelligenz
Was ist Intelligenz? Es gibt keine allgemeingültige Definition von Intelligenz, jedoch verschiedene anerkannte Ansätze:
- Intelligenz wird oft als die Fähigkeit beschrieben, Probleme in neuen Situationen erfolgreich zu bewältigen, ohne sich allein auf frühere Erfahrungen zu verlassen
- Der Schweizer Psychologe Jean Piaget sah die Anpassungsfähigkeit an die Umwelt und ihre Veränderungen als Kern der Intelligenz
- Intelligenz ist eine Voraussetzung für das Denken und kann nicht direkt beobachtet, sondern nur aus dem Verhalten erschlossen werden
2. Intelligenzdiagnostik
Geschichte und Entwicklung
- 1905 entwickelten die Psychologen Alfred Binet und Théodore Simon den ersten systematischen Intelligenztest
- Ursprünglicher Zweck: Identifikation von Kindern mit besonderem Förderbedarf im schulischen Kontext
- Der IQ wurde anfangs als Quotient aus Intelligenzalter und Lebensalter berechnet, später durch standardisierte Verfahren ersetzt
Intelligenzquotient (IQ)
- Misst die kognitive Leistungsfähigkeit im Vergleich zur altersgleichen Bezugsgruppe
- Standardisiert mit einem Mittelwert von 100 und einer Standardabweichung von 15 Punkten
- Ein IQ von 100 entspricht der durchschnittlichen Intelligenz der jeweiligen Altersgruppe
Intelligenzalter
- Beschreibt die geistige Leistungsfähigkeit eines Menschen im Vergleich zur durchschnittlichen Leistung bestimmter Altersgruppen
- Beispiel: Ein Kind mit einem Intelligenzalter von 8 Jahren kann Aufgaben lösen, die ein durchschnittliches 8-jähriges Kind bewältigt
- Ursprüngliche IQ-Berechnung: (Intelligenzalter ÷ Lebensalter) × 100
- In modernen Tests weitgehend durch standardisierte Skalen ersetzt
3. Kritik an Intelligenztests
- Kulturabhängigkeit: Tests bevorzugen oft bestimmte kulturelle Hintergründe und Bildungserfahrungen
- Eingeschränkter Fokus: Die meisten Tests messen primär sprachliche und logisch-mathematische Fähigkeiten
- Individuelle Fähigkeiten: Tests berücksichtigen nicht immer die vielfältigen Begabungsbereiche einer Person
- Aufgabenformat: Konzentration auf Aufgaben mit nur einer richtigen Lösung, wenig Raum für Kreativität
4. Intelligenzverteilung in der Bevölkerung
Normalverteilung des IQ
- Der IQ ist in der Bevölkerung annähernd normalverteilt (Gauß’sche Verteilungskurve)
- Die meisten Menschen haben einen IQ zwischen 85 und 115
IQ-Bereiche und ihre Häufigkeit
IQ-Bereich | Klassifikation | Anteil in der Bevölkerung |
---|---|---|
> 130 | Hochbegabung | ca. 2,1% |
115-130 | Überdurchschnittliche Intelligenz | ca. 13,6% |
85-115 | Durchschnittliche Intelligenz | ca. 68,2% |
70-85 | Unterdurchschnittliche Intelligenz/Lernbehinderung | ca. 13,6% |
50-69 | Leichte Intelligenzminderung | ca. 2,1% |
< 50 | Mittlere bis schwerste Intelligenzminderung | < 0,4% |
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