Störungen sozialer Funktionen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
Störungen sozialer Funktionen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
ICD-10 F94,-
Die frühkindliche Entwicklung spielt eine entscheidende Rolle bei der Ausformung sozialer Funktionen und emotionaler Bindungen. Der elektive Mutismus manifestiert sich durch die selektive Weigerung zu sprechen, während die reaktive Bindungsstörung des Kindesalters auf gestörten oder unzureichenden Bindungen in den frühen Lebensjahren beruht. Die Bindungsstörung des Kindesalters mit Enthemmung zeigt sich durch Schwierigkeiten bei der Entwicklung angemessener sozialer Grenzen. Jede dieser Störungen hat einzigartige Merkmale, Ursachen und therapeutische Herausforderungen.
Elektiver Mutismus
ICD-10 F94.0)
Definition:
Elektiver Mutismus ist eine soziale Angststörung, die bei Kindern auftritt und sich durch das konsequente Versagen, in bestimmten sozialen Situationen zu sprechen, manifestiert, obwohl das Kind in anderen Umgebungen durchaus fähig ist zu sprechen.
Symptome:
- Weigerung zu sprechen: Kinder mit elektivem Mutismus zeigen eine beständige Weigerung zu sprechen, insbesondere in sozialen oder situationsbedingten Kontexten, obwohl sie in anderen Umgebungen durchaus in der Lage sind zu sprechen.
- Ausdruck von Angst: In Situationen, in denen vom Kind erwartet wird zu sprechen, können Anzeichen von Angst, Nervosität oder Vermeidungsverhalten auftreten.
- Eingeschränkte Kommunikation: Das Kind kann auf alternative Weisen kommunizieren, wie durch nonverbale Mittel, wie Zeigen, Nicken oder schriftliche Kommunikation, um Bedürfnisse oder Wünsche auszudrücken.
- Länger andauernde Symptome: Elektiver Mutismus besteht oft über einen längeren Zeitraum von mindestens einem Monat und kann sich auf soziale Interaktionen in Schule, Kindergarten oder anderen öffentlichen Orten erstrecken.
Ursachen und Risikofaktoren:
- Soziale Ängste: Ein Hauptfaktor für elektiven Mutismus sind tiefe soziale Ängste. Das Kind fürchtet möglicherweise negative Bewertungen, Ablehnung oder Aufmerksamkeit in sozialen Situationen.
- Genetische Veranlagung: Es gibt Hinweise darauf, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen können, insbesondere wenn andere Familienmitglieder ähnliche Symptome oder soziale Ängste zeigen.
- Ungünstige Umweltfaktoren: Traumatische Erfahrungen, einschließlich belastender Umweltbedingungen oder schwieriger sozialer Interaktionen, können elektiven Mutismus auslösen oder verstärken.
- Entwicklungsstörungen: Kinder mit elektivem Mutismus können manchmal auch andere Entwicklungsstörungen haben, wie z. B. soziale Phobien oder generalisierte Angststörungen..
Reaktive Bindungsstörung des Kindesalters
ICD-10 F94.1
Definition:
Reaktive Bindungsstörung tritt auf, wenn ein Kind aufgrund unzureichender oder gestörter Pflege und Bindung in den ersten Jahren seines Lebens Schwierigkeiten hat, emotionale Beziehungen zu anderen aufzubauen.
Symptome :
- Schwierigkeiten in sozialen Beziehungen: Kinder mit reaktiver Bindungsstörung haben Schwierigkeiten, emotionale Beziehungen zu primären Bezugspersonen aufzubauen oder zu erhalten.
- Misstrauen und Vermeidung: Die betroffenen Kinder können Misstrauen gegenüber Erwachsenen zeigen und sich aktiv von emotionaler Nähe und Zuwendung zurückziehen.
- Geringe emotionale Reaktion: Kinder mit reaktiver Bindungsstörung können begrenzte emotionale Reaktionen auf positive oder negative Ereignisse zeigen.
- Schwierigkeiten in sozialen Interaktionen: Probleme bei der Anpassung an soziale Normen und Schwierigkeiten in Gruppensituationen können auftreten.
Ursachen und Risikofaktoren:
- Unzureichende Pflege und Bindung: Frühe Vernachlässigung oder gestörte Bindungen zu den primären Bezugspersonen sind Hauptursachen für reaktive Bindungsstörung.
- Frühkindliche Traumata: Erfahrungen von Missbrauch, Trennung von Bezugspersonen oder wiederholte Wechsel in der Betreuung können zu erheblichen Bindungsproblemen führen.
- Genetische Faktoren: Es gibt Hinweise darauf, dass genetische Veranlagungen die Entwicklung reaktiver Bindungsstörungen beeinflussen können.
- Eingeschränkte Erfahrung mit Fürsorglichkeit: Kinder, die keine angemessene emotionale Fürsorglichkeit und Zuwendung erfahren, haben ein höheres Risiko, reaktive Bindungsstörungen zu entwickeln.
Bindungsstörung des Kindesalters mit Enthemmung:
ICD-10 F94.2
Definition:
Diese Störung tritt auf, wenn ein Kind aufgrund von unsicherer oder gestörter Bindung in den ersten Lebensjahren Schwierigkeiten hat, angemessene soziale
Symptome:
- Unangemessenes Sozialverhalten: Kinder mit dieser Störung zeigen oft unangepasstes, auffälliges oder übermäßig freundliches Verhalten gegenüber unbekannten Erwachsenen.
- Mangelnde Distanzierung: Betroffene Kinder haben Schwierigkeiten, angemessene soziale Distanz zu wahren und neigen dazu, sich gegenüber Fremden zu öffnen, als ob sie enge Beziehungen hätten.
- Geringes Misstrauen: Im Gegensatz zu typischem Verhalten in Bezug auf Fremde zeigen Kinder mit dieser Störung oft wenig bis gar kein Misstrauen gegenüber unbekannten Personen.
- Bindungsunsicherheit: Trotz des scheinbar offenen Verhaltens gegenüber Fremden können Kinder mit Enthemmungsstörung oft Schwierigkeiten haben, stabile, sichere Bindungen zu primären Bezugspersonen zu entwickeln.
Ursachen und Risikofaktoren :
- Ungünstige Lebensbedingungen: Vernachlässigung, instabile Lebensumstände oder Trennung von Bezugspersonen können zu einer gestörten Bindungsentwicklung beitragen.
- Frühkindliche Traumata: Erfahrungen von Missbrauch oder Vernachlässigung in den frühen Lebensjahren können das Risiko einer Enthemmungsstörung erhöhen.
- Eingeschränkte Fürsorglichkeit: Fehlende positive emotionale Fürsorglichkeit und stabile Beziehungen in der frühen Kindheit können die Entwicklung einer gesunden Bindung beeinträchtigen.
- Genetische Faktoren: Eine genetische Veranlagung kann die Anfälligkeit für Enthemmungsstörungen beeinflussen.
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