LRS und Legasthenie
Eine Lese-Rechtschreibstörung (Legasthenie) ist in der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) genau definiert. Wenn folgende Kriterien erfüllt sind, spricht man von einer Legasthenie:
- Die Ergebnisse standardisierter Tests zu Lesegenauigkeit, Lesegeschwindigkeit, Leseverständnis und/oder Rechtschreibfertigkeit liegen deutlich unter Vergleichswerten, die aufgrund des Alters, der Intelligenz und der Klassenstufe zu erwarten wären.
- Die Lese-Rechtschreibstörung wirkt sich negativ auf die schulische Leistung und/oder auf Aktivitäten des täglichen Lebens aus.
- Andere Erkrankungen, die zu Lese- und Rechtschreibproblemen führen können, sind vor Diagnosestellung auszuschließen. Hierzu gehören u.a. Seh- und Hörbeeinträchtigungen, ADHS, Epilepsie sowie angeborene oder erworbene Hirnschädigungen.
- Die Entwicklungsstörung muss im Laufe der Grundschulzeit in Erscheinung treten, in der Regel zeigen sich die Beeinträchtigungen von Vorläuferfertigkeiten, wie z.B. Sprachunterscheidung und Lautgedächtnis vor Beginn der Schulzeit.
- Eine Lese-Rechtschreibschwäche wird also nur, wenn sie genetisch bedingt ist, als Legasthenie bezeichnet. Manchmal wird dafür auch der Begriff „spezielle Lese-Rechtschreibschwäche“ verwendet.
Merkmale & Symptome
Albert Einstein, Leonardo da Vinci und Galileo Galilei hatten etwas gemeinsam: Gemeint ist nicht ihre Genialität – alle drei hatten auch Legasthenie, auch Lese-Rechtschreibstörung (LRS) oder spezielle Lese-Rechtschreibschwäche genannt. Legasthenie schließt also eine (Hoch)Begabung in anderen Bereichen nicht aus. So liegen bei Legasthenikern die übrigen schulischen Leistungen meist im Normbereich. Studien deuten darauf hin, dass bei den Betroffenen nur die fürs Lesen und/oder Schreiben zuständigen Hirnareale eingeschränkt arbeiten.
- Symptome sind unterschiedlich ausgeprägt
- Häufigste Form ist Lese-Rechtschreibschwäche
- Es gibt auch Betroffene, die nur eine der beiden Schwächen aufweisen.
Symptome Lesestörung:
- viel Zeit bis Lesebeginn
- lesen langsam und geben Worte falsch wieder
- verdrehen Wortteile oder ersetzen sie
- vertauschen Buchstaben und Wörter
Symptome Rechtschreibstörung:
- es wird geschrieben wie es gehört wird
- verwechseln Buchstaben wie b-p / g-k / p-q
- Buchstaben werden weg gelassen wie h
- Probleme bei Groß- und Kleinschreibung
Sonstige Anzeichen:
- Belastung für betroffene Schulkinder
- wenig Selbstbewusstsein und Angst vor der Schule
- vor Prüfungen teils Panikattacken oder psychische Symptome wie Bauchschmerzen
Weitere Merkmale an denen man Legasthenie erkennen könnte
- Erscheint begabt, sehr intelligent und redegewandt, kann aber nicht angemessen lesen oder schreiben.
- Wird faul, dumm, schlampig, unreif, ungenügend motiviert oder verhaltensauffällig genannt.
- Ist nicht genügend „schlecht“ oder im Rückstand, um in der Schule zusätzliche Hilfe zu bekommen.
- Scheint abwesend, verliert sich in Tagträumen, verliert sich in der Zeit
- Hat Schwierigkeiten, aufmerksam zu sein, scheint hyperaktiv, träumt viel
- Lesen oder Schreiben weist Wiederholungen, Zusätze, Verschiebungen, Auslassungen, austauschen und verdrehen von Buchstaben, Zahlen und / oder Worten auf.
- Behauptet, nicht vorhandene Bewegungen zu sehen oder zu fühlen beim Lesen, Schreiben oder Abschreiben.
- Scheint Probleme mit dem Sehen zu haben, die aber in Untersuchungen nicht bestätigt werden.
- Sieht sehr gut und aufmerksam, oder es fehlt Tiefenschärfe und das periphere Gesichtsfeld ist eingeschränkt.
- Liest, oft auch mehrmals, ohne Verständnis.
- Buchstabiert phonetisch und nicht gleichbleibend.
- Lernt schwer die Uhr, die Zeit einzuteilen, pünktlich zu sein
- Ausrechnen geschieht nur mit Fingern oder anderen Tricks, weiß die Antwort kann sie aber nicht schriftlich wieder geben
- Sehr gutes Langzeitgedächtnis für Erlebtes, Orte und Personen
- Denkt hauptsächlich in Bildern und Gedanken, nicht mit dem Klang von Worten
- Sehr unordentlich oder zwanghaft ordentlich
- Ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl, emotional empfindlich
- Zu frühe oder zu späte Entwicklungsphasen (sprechen, krabbeln, gehen, etc.)
Legasthenie in der Schule
- Wichtig ist, dass die Lernstörung früh erkannt wird und die Entwicklung positiv beeinflusst werden kann durch individuelle Fördermaßnahmen
- Schulische Förderung
- Nachteilsausgleich / Notenschutz
- Förderklassen / Fördergruppen
Wie können Eltern fördern?
- Logopädie (Sprachentwicklung ist verzögert, Wortfindungsstörung, etc.)
- Ergotherapie (Konzentrationsnachlass, verträumt sein, Kind ist überfordert und schaltet ab)
- Spielerisch ( Lük-Kasten, Wortspiele, Buchstabensuppe, etc.)
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